Fleetburg

das Eingangsposting lautete :

Fleetburg

"Eine Hafenstadt, die durch einen Kanal in zwei Teile getrennt wird. Der exotische Wind fremder Kulturen weht hier."

Im Osten; Route 218

Beinhaltet; PokeCenter, Pokemon Markt, Arena

Lance

Entweder war der pinke Prinz im zarten Kindesalter einmal zu oft die Treppe hinuntergefallen - oder einmal zu wenig. Lance' Aussage war überdeutlich ein höflicher Abschied gewesen, doch der Fremde verzog sich nicht, nein, stattdessen schien er sogar zu planen, ihm dreist zu folgen. Es war lange her, dass sich der Ex-Geschäftsmann über neugierige, schnüffelnde Journalisten und Reporter Gedanken machen musste, aber mit einem Mal fühlte er sich wie nach Almia zurückbefördert. Er seufzte unmerklich und schob die rechte Hand lässig in die Hosentasche, ehe er sich auf dem behaglichen Marktplatz mit dem etwas eigenen Fischgeruch umsah. Sollte der kleingeratene Rosazwerg ihm doch für ein kurzes Wegstück folgen - es lohnte sich jedenfalls nicht, als Eingereister einen großen Aufstand zu beginnen und mit den Behörden wollte Lance ohnehin nichts zu tun haben. Zur Not wusste er selbst, wie er auf halblegalem Wege einen lästigen Stalker loswurde.
"Vielleicht sollten Sie dann wirklich versuchen, das Pokémon-Center zu finden", schlug der Anzugträger heuchlerisch zuvorkommend vor, während er sich in Gang setzte und auf die nächste, zartbeleuchtete Seitengasse zuhielt, "für mich gibt es nämlich keinen besonderen Grund, dort entlangzugehen."

#joy4

Mr. Joy

"Ach-", winkte Benjamin verbal ab, indem er einen gönnerhaften Ausdruck auf seinem Gesicht erblühen ließ: die Lider gesenkt sowie die Augenbrauen gehoben, sodass die Stirnfalten sich in der hellen Haut vertieften und mit einem blasierten Lächeln, das den gezwirbelten Schnurrbart einmal beschwingt hüpfen ließ, "Noch ruft die Arbeit nicht!" Als der strahlende Blick kleiner Himmel wieder auf Paul fiel, bemerkte er mit blinzelnder Überraschung dessen beginnendes Fortgehen, sodass er hastig die Hand nach dem Griff seines Rollköfferchens ausstreckte und sich mit leichter Verzögerung ebenfalls in Bewegung setzte. Bei den langen Beinen des gutaussehenden Dunkelhaarigen musste sich das kleinere Moppelchen gehörig sputen, nicht abgehängt zu werden. Seiner selbst aber auch des Fremden willen. Nicht, dass jener plötzlich allein dastand und seinen schnellen Schritt bereute!
"Vorerst lässt sich noch diese formidable Stadt genießen!"

Lance

Es wäre auch zu schön gewesen. Anstatt dem ohrabkauenden, rosa Ungetüm zu entkommen, welches direkt aus einer viel zu übersättigten, farbfrohen Kinderserie stammen könnte, musste sich Lance damit abfinden, dass ihm der Winzling unbeirrt hinterhereilte. Zumindest versuchte er es. Mit einem flüchtigen Hinaufwandern des rechten Mundwinkels stellte der Anzugträger belustigt fest, dass der pummelige Naivling nicht wirklich in Form war und seine Schwierigkeiten damit hatte, dem eigenen strengen, schnellen Schritt zu folgen, als sie in die nächste Gasse einbogen. Es mutete erbärmlich an und doch war sich sein Gegenüber dessen offenkundig nicht bewusst. Der Fremde musste in einer watteweichen Traumwelt leben und blind durch die Realität stolpern - es könnte einem fast leidtun. Fast.
"Ah, wenn ich also richtig verstanden habe..", begann der aalige Geschäftsmann nach einiger Zeit, begleitet von einem nachdenklichen Streichen durch das zurechtgemachte Haar anzumerken, nachdem der unförmige Möchtegern-Verfolger bedauerlicherweise aufgeholt hatte und ihm weiterhin ungalant, aber hartnäckig, hinterherstolperte, "arbeiten Sie gemeinsam mit Ihren Schwestern?"
Es war unübersehbar, dass dieser Mr. Joy partout über sich und seine familiären Geschäftsbeziehungen sprechen wollte. Es hätte Lance nicht weniger scheren können, allerdings wollte er ungerne dem Salonkater die Chance geben, noch weitere sinnlose Versuche zu starten, nur um das gleiche, nervenaufreibende Ergebnis zu erreichen.

#joy5

Mr. Joy

Bei dem eiligen Tempo, das der dunkle Anzugträger anschlug, musste Mr. Joy auf Dauer wahrlich unangenehm die doch eher kurzen Beinchen bewegen. Hastig wie er selbst klackerte und stolperte sein kleiner Rollkoffer auf dem Pflasterstein hinter ihm her ganz im Kontrast zu dem dezenten Aktenrollkoffer des Größeren, der geschmeidig elegant die unebene Straße überquerte. Zielsicher bog Paul in eine andere Seitengasse ein, die weiter vom Hafen fort führte, wie an den leiser werdenden Schreien der Wingull auszumachen war. Dafür hörte Mr. Joy seinen eigenen Atem lauter, der aufgrund der körperlichen Ertüchtigung allmählich in höherfrequentiertes Prusten überging. Noch erreichte er den Punkt nicht, den er selbst als eklatant unangenehm empfinden würde, doch merkte er bestürzenderweise, dass die Worte stets mit leichter Verzögerung seinen Mund verließen:
"Sie liegen vollkommen richtig!", antwortete der Pokémon-Arzt deutlich aus der Puste gekommen, "Sie werden gewiss eine meiner Schwestern kennen - alles andere würde mich verwundern." Benjamin lachte einmal kurzatmig auf, ehe er sich seiner kostbaren Luft besann und eilig fortfuhr: "Unsere Familie überflutet die medizinischen Fakultäten - in meiner Studienzeit sind mir nur wenige brünette, blonde oder schwarze Köpfe aufgefallen. Ach, zwischen den rosa Köpfen sind sie vollständig untergegangen!"

Lance

Während es dem herzensbrechenden Schönling keinen Abbruch tat, eiligen Schrittes durch die Straßen der Altstadt zu hetzen, fern von dem fischigriechenden, schmutzigen Hafenviertel und den salzigen Docks, ging der pinke Fleischsack regelrecht unter. Er keuchte und prustete wie ein Blasebalg und würde vermutlich jeden Moment einen Herzinfarkt oder Kreislaufzusammenbruch erleiden - doch das interessierte Lance herzlich wenig. Es war ihm sogar ganz recht, den quasselnden Störenfried loszuwerden, aber freilich war ihm das nicht vergönnt. Stattdessen begann der dickliche Mann über den Familienbetrieb und seine Studienzeit zu schwadronieren. Innerlich verdrehte der ehemalige Verbrecher seine Augen. Er war nicht blind und hatte selbst erkannt, dass diese Witzfigur zu den Joy gehörte. In Almia hatte es jene vermaledeite rosa Mafia nicht gegeben und daher waren sie ihm ziemlich egal. Er kannte sie aus Kalos und von den wenigen Malen, die er das Pokémon-Center besuchte. Nicht mehr und nicht weniger. Dass sich sein unfreiwilliger Begleiter allerdings darauf etwas einbildete, entging ihm nicht. Ebenso auf sein medizinisches Studium und seinen Abschluss. Pah, wie Lance es hasste. Irgendwelche Klugscheißer, die sich für Diploma und Doktortitel in den Himmel lobten, sich für etwas Großartigeres hielten, weil sie eine Universität besucht hatten und sich dann in Bürojobs das fette Hinterteil absaßen und die wirklich Arbeitenden hin- und herkommandierten. Die meisten waren dumm wie Stroh, hatten weniger getan als ein Karpador und wären erblasst vor seinem Erfolg und Talent. Mr. Joy war hierfür wohl ein perfektes Beispiel. - Lance hatte mehr geschaffen und verdient als sie alle in ihrem gesamten Leben!
"Unter dem familiären Einfluss muss es gewiss eine Leichtigkeit gewesen sein, zu bestehen", merkte der hochgewachsene Reisende, konträr zu seinen hassenden Gedanken, freundlich lächelnd an, "und natürlich sind mir Ihre Schwestern zumindest vom Sehen her bekannt."

#joy6

Mr. Joy

Rutschten die leicht buschigen Augenbrauen des untersetzten Herrn noch weiter zusammen, träfen sie sich in der Mitte der Stirn zu einem annähernd romantisch-rosanen Kuss, während er angestrengt versuchte, mit seinem liebgewonnenen Bekannten Schritt zu halten. Der Gute musste sich definitiv in Sittsamkeit üben, sonst würde er später noch in seiner Hektik an derart grotesken Übeln wie Krampfadern leiden oder etwas noch Grässlicheres! Geistig in anderen Welten schien er ja bereits zu sein - nichts anderes konnte seine mangelnde Überraschung bei der Realisation erklären, dass er ein Joy war - ein männlicher Joy!
"Wie Recht Sie haben - mit zig wandelnden medizinischen Lexika im Haus lässt sich dieses Studium gar nicht verfehlen - wenngleich ich natürlich selbst ohne diese passive Unterstützung der Beste gewesen wäre!"
Sogleich bereute Benjamin seinen längeren Kommentar, als ihm die Puste ausging sowie beginnendes Seitenstechen die Waffe polierte, um genüsslich zuzustechen. Das Ende der dunkleren Gasse kam in Hinsicht und mit ihm der Lärm sich tummelnder, diskutierender Menschen. Ein vorbeifliegendes Wingull vollführte einen sonderbar eleganten Salto in der Luft und schiss knapp an der Stelle vorbei, an der eben noch Joys Rollkoffer rollte. Jener bemerkte lediglich Ersteres, wollte die Flugkünste verbal loben, unterließ es jedoch im Zuge mangelnder Luft.

Lance

Der unsportliche Schnösel entpuppte sich nicht nur als einer jener unverbesserlichen Bürohengste, welche sich auf ihrer Bildung und ihrem vermeintlichen Erfolg ausruhten, sondern auch als ein völlig blinder Hohlkopf, der sich an der Spitze glaubte, obgleich es andere waren, die ihn dorthin getragen hatten. Seine Gesellschaft machte Lance von innen heraus krank. Am liebsten hätte er ihn hassend angespuckt und umgestoßen - wehren konnte sich diese Witzfigur von Mann doch ohnehin nicht. Auf seinen schwabbeligen Beinen fiel er um wie eine unbrauchbare Schachfigur in einem Spiel, in dem er zu dumm und einfältig war, um seinen eigenen, niederen Wert zu erkennen. Anstatt eines strahlenden Königs war er nur ein Bauer, der das Gift von den Tellern aus Katzengold leckte. Erbärmlich.
"Wie außergewöhnlich es wohl wäre, wenn jemand aus Ihrer Familie nicht dem althergebrachten Beruf nachkäme, sondern sich etwas Eigenes aufbaute", kommentierte der Dunkelhaarige leise, während er eine schlanke Zigarette aus dem Etui in seiner Brusttasche fischte und sie mit einem silbernen, hochwertigen Feuerzeug entzündete, "das wäre doch mal etwas."
Er musste zur Ruhe kommen. Einen tiefen Zug des Tabaks nehmend, trat er aus der dunklen Gasse hinaus auf einen hell erleuchteten Platz. Von Fischen und sympathischen Ständen keine Spur. Cafés, Bücher- und Kleidungsläden schmiegten sich an den Rand des quadratisch aufgebauten Marktes und ließen einem länglichen Brunnen Raum, in welchem kleine Kinder mit ihren Pokémon herumtapsten, tollten und spielten. Lance' blasses Gesicht leuchtete schwach auf, als er am anderen, weiten Ende das Rathaus der Stadt erkennen konnte. Dies musste ihm als erster Anlaufpunkt dienen. Stumm blies er den Rauch aus seinen Lungen, der qualmend züngelnd durch die windige Luft tänzelte, und ignorierte das Prusten des Unbekannten hinter ihm, nachdem ein Wingull an ihnen vorbeisegelte und neben einer Bäckerei landete, um einzelne Brotkrumen aus den Ritzen des Pflastersteins zu pflücken.

#joy7

Mr. Joy

Unter dem Anzug begann dem kleinen Mann durch das hetzende Vorankommen langsam aber sicher unerfreulich heiß zu werden. Der unliebsame Umstand zehrte an seiner geradlinigen Freude wie der Handschweiß an seinem festen Griff um den Rollkoffergriff. Endlich - endlich! - harrte Paul am Ende der Gasse aus, bereits im Licht des geöffneten Platzes, doch noch halb zugehörig zu den abweichenden Schatten. Tief durchatmend gesellte sich Mr. Joy zu ihm und angelte statt einer Zigarette ein seidenes Tüchlein aus seiner Brusttasche, mit dem er sich eilig den Schweiß von der Stirn tupfte. Gerade als er den hübschen Gegenstand zurück an seinen angestammten Platz befördern wollte, ließen ihn die Worte Pauls innehalten. Wie ein abgerissener Filmstreifen wirkte die Bewegung, die kurz vor Vollendung ein flottes Ritardando beschrieb und schließlich vorzeitig endete. In den himmelblauen Augen, denen hinter dem Glanz so häufig die Tiefe fehlte, begannen Weltferne und Unsicherheit zu schwelen wie verräterische Vorboten weitreichenderer Emotionen.
"Passenderweise-", setzte der wandernde Arzt etwas ruhiger in seinem stolz-quirligen Sprechton an, "passend zu meiner außerordentlichen Persönlichkeit - scheint genau das auf meinem Weg zu liegen."
Gedankenversunken betrachtete Benjamin die qualmende Zigarette in Pauls Hand. Obgleich er den Geruch nicht leiden konnte, genoss er das Gefühl der Entspannung beim Konsumieren - höchste Zeit, die unsägliche nagende Nachdenklichkeit zurück in die Kammer seines Geistes zu schieben, in die sie gehörte: aus seinem Kopf verbannt. Aus der Tasche, aus der er zuvor das Tuch gekramt hatte, zauberte er nun eine dünne Schachtel zutage, die sich als außerordentlich gewöhnliche Zigarettenpackung entpuppte. Etwas ungeschickt friemelte Mr. Joy eine Stange Genussmittel heraus und deutete mit einer zeigenden Handgeste auf das silberne Feuerzeug des Dunkelhaarigen die Frage nach kollegialem Raucherschnorren an.
"Und was gedenken Sie in Ihrem Leben zu tun?"

Lance

Wie berechenbar der kleine, rundliche Pflaumenaugust doch war. Kaum, dass Lance eine scheinbar harmlose Äußerung mit einem zynischen Ton unter der Silberzunge verlautbaren ließ, zerbrach der fragile Schein des promovierten Prahlhans. Nachdenklichkeit verklärte den Blick jener unangenehm aufgerissenen pastellblauen Augen und verriet mehr als es jedes Wort hätte tun können. Innerlich genießend sog er die verstummende Reaktion auf und rieb sich gedanklich siegessicher die Hände. Es war so einfach, mit diesem Mr. Joy zu spielen. Er war ein rosa Wasserball auf einer unbewegten Wasseroberfläche, den jeder Windhauch in alle Richtungen treiben konnte. Selbst die kleinste Welle, der schwächste Impuls, brachte ihn zum Schwanken und Drehen.
Der pummelige Arzt schien keineswegs so selbstsicher, wie er sich gab. Unter der pinken Schale ruhte ein schwacher, orientierungsloser Geist. Wie süß. Lance verdrehte unmerklich die Seelenspiegel, dann erbarmte er sich mit einem verstehenden Lächeln und Nicken. Kommentarlos reichte er der menschlichen Zuckerpuppe das silber-grau glänzende Feuerzeug. Es überraschte ihn fast schon ein wenig, dass diese überhaupt rauchte. Auf dem Besitztum des Geschäftsmannes war kein Name oder ein Symbol hinterlegt, irgendwer musste es eigens für ihn aus hochwertigem Material hergestellt haben.
"Nun, momentan arbeite ich in der Werbeabteilung bei Devon Corporation", begann der große Schönling langsam auszuführen und auf die Frage zu antworten, als er erneut einen dicken Schwall Rauch aus seinen Lungen blies, "ich hatte auch erstmal vor, dort noch eine lange Zeit zu bleiben. Aber wer weiß, ob es für immer ist."
Er zuckte unbeschwert mit den schlanken Schultern und balancierte wenige Herzschläge den Glühstängel gekonnt zwischen seinen langen Fingern, ehe er abwartend zu dem Rathaus auf der anderen Seite blickte. Rauchen war in derlei öffentlichen Gebäuden oftmals verboten, weshalb er wohlweislich entschied, erst einmal hierzubleiben.
"Sie wollen also nicht der gleichen Berufung wie Ihre Schwestern nachgehen?", hakte Lance ruhig mit mäßigem Interesse nach, "was haben Sie denn stattdessen geplant?"

#joy8

Mr. Joy

Interessiert betrachtete Joy das edle Werkzeug von allen Seiten, sodass das Silber matte Lichtreflexionen an die Wände warf, denen der versunkende Blick des Traumtänzers sogleich verfiel. Kaum sprach sein Begleiter jedoch, besann sich der Anzugträger ob seiner ursprünglichen Intention und entzündete seine Zigarette mit geschickten Fingern, die die Mechanik gut zu kennen schienen. Mit der Linken reichte er Paul aus der Werbeabteilung sein elegantes Gut zurück, mit der Rechten führte er das Genussmittel an den Mund. Obgleich ihm die Luft zuweilen noch fehlte, nahm er einen tiefen Zug und stellte sich vor, wie der Rauch in seinen Lungen einen Paartanz aufführte, bevor er den Ballsaal verließ, indem er den Atem entließ. Verbeugen und abgehen. Benjamin lächelte verträumt.
"Oh - äh -  ich?", wiederholte der Arzt hektisch mit derart authentisch gehobenen Augenbrauen, dass die vorige geistige Ferne tatsächlich glaubhaft machen wollte, er würde nicht noch für die Antwort Zeit schinden wollen. Freilich hatte beides seine Richtigkeit.
"Nun, die Welt ist groß, nicht?", bei einer weitschweifenden Geste stieß Joy beinahe seinen ZIgarettenstummel an die Wand, sodass er blinzelnd aufschreckte, die Bewegung widerrief und rasch einen weiteren Zug nahm, "Ein Ort voller Wunder und Möglichkeiten, die es zu erkunden gilt - natürlich im Rahmen meiner unterstützenden Arbeit in den Pokémon-Centern." Er seufzte leise. "Aber wer weiß, was die Zukunft bringt."

Lance

Entfernt erinnerte der geschmacklose, grelle Fremde an einen betagten Mann, dessen graue Zellen so verjährt und ausgedient waren, dass sie dem gestandenen Herr simulierten, er befände sich noch mitten im Leben, während er in aller grausamer Realität lächelnd an der Wirklichkeit vorbeilebte. Ähnlich erging es auch kleinen Kindern, die in ihrer eigenen Welt versunken waren und die Geschehnisse außerhalb ihrer jugendlichen Grenzen verpassten. Mit gedankenfernen Blicken hang der rosa Zieraffe an seiner blassen Zigarette und pustete den Rauch eher keuchend und ungeschickt in die warme Luft, anstatt mitsamt seines geringen Verstandes im Hier und Jetzt zu verweilen. Innerlich fragte sich Lance, ob er einer jener unseligen Sprösslinge war, die erfolgreiche Männer unter ihren Mäntel verbargen und niemals der Öffentlichkeit präsentierten. Entweder waren sie schneeschniefende Nichtsnutze, verbrecherische Genies oder perverse Degenerierte. Jeder kannte die unzähligen Schwestern, aber niemand den einen Bruder. Das hatte sicherlich alles seinen Grund.
"Hmhmh", murmelte der dunkelhaarige Geschäftsmann überlegend in den letzten, tänzelnden Nebel seines dahinsiechenden Glimmstängels, ehe er den verbrauchten Tabakrest auf den Boden warf und in einer geschmeidig-eleganten Bewegung die stobende Glut unter dem Glanz des rechten Lackschuhs begrub.
Charmant lächelnd blickte der vermeintliche Vertreter einer Werbeabteilung auf- und in die himmelblauen Augen neben sich, als der dickliche Tagedieb - nach allerlei unnötigem, sinnentleerten Geschwafel - seine Hand anstieß und anschließend seufzend weiterpaffte. Hätte er sich doch lieber gleich die speckigen Finger gebrochen.
"Ich muss nochmal zum Rathaus und ein paar organisatorische Privatangelegenheiten klären. Sie können ja solange hier warten", er deutete mit einem schwachen Kopfnicken auf die Zigarette in den hellen Prinzhänden, um dem anderen Mann indirekt zu verstehen zu geben, ehe er Anstalten machen wollte, samt Rollkoffer aus der Seitengasse hinauszutreten.

#joy9

Mr. Joy

Entgegen des gedankenfernen Eindrucks, den Mr. Joy vermittelte, wusste er um die Schwammigkeit seiner Formulierung. Bedauernd hing er den eigenen Worten hinterher und hätte gern den Mut besessen, ihnen eine eindeutigere Aussage zu verleihen. Besäße er die Courage, hätte er vielleicht bereits an dieser Stelle seinen Weg entschieden, hätte von Paul eine Rückmeldung erhalten können, die mehr als hypothetische Nachdenklichkeit signalisierte und ihm ein leitendes Licht in die Zukunft wies.
“Ah - gewiss, ich verweile solange hier. Viel Erfolg.“, erwiderte der Kleinere mit aufgesetzter Quirligkeit, hinter der die überzeugte Kraft allmählich zusammenschrumpfte, bis sie gemeinsam mit seinen Schultern einfiel, sobald Paul sich abwenden würde.
Versunken sah Benjamin ihm hinterher, bis seine elegante Gestalt von den Menschen, später den Gemäuern des Rathauses verschluckt wurde. Allein und ziellos wirkte der junge Mann mit seinem Rollkoffer in der Hand. Alleingelassen. Lediglich die Beschäftigung des Rauchens verlieh im keinen vollends verlorenen Eindruck. Als selbst das ihn nicht mehr ablenken konnte, lugte er zusehends nervöser zu den spielenden Kindern, zu den redenden Passanten und ehemaligen Rathausbesuchern. Obwohl kaum Zeit vergangen war, überfiel ihn die nagende Befürchtung, sein Bekannter aus der Werbeabteilung würde ihn vergessen. Gewiss sollte er ihn unterstützen, wieder zu ihm zu finden. Jemanden zu versetzen, konnte tage- gar wochenlang am eigenen Schuldbewusstsein klammern! Diese Zumutung wollte er ihm ersparen. Kein Zweifel, er musste ihn unterstützen!; … und hastig hinterhereilen, um vor dem Rathaus Wache zu stehen.